Liebe Freunde, Verwandte und Bekannte
Viele von euch kennen bereits unsere Geschichte oder zumindest einen Teil davon. Wir befinden uns auf dem Weg ein Kind aus Kolumbien zu adoptieren. Da dies ein sehr langwieriger Prozess ist und es immer wieder viele Fragen gibt, möchten wir auf diesem Weg ein klein wenig Aufklärung betreiben.
Der Gedanke zu unseren eigenen Kindern Adoptivkinder aufzunehmen begleitet uns schon sehr, sehr lange; nämlich schon seit dem letzten Jahrtausend 😉
Da wir wussten, dass der Weg „Adoption“ nicht immer ein einfacher ist, hat sich Sandy mitunter entschieden, 1996 die Ausbildung zur Sozialpädagogin zu machen. Aufgrund unserer beruflichen Situation, dem Studium und Häuslebauen haben wir die Familienplanung bewusst zurückgestellt. Es war dann aber für uns klar, dass wir nach unserer Hochzeit im September 2005 eigene Kinder haben wollten.
Im Herbst 2006 haben wir nun die nicht leicht zu verdauende Nachricht erhalten, dass wir auf natürlichem Wege keine eigenen Kinder bekommen können. Wir sind sehr froh, durften wir über eine lange Zeit hinweg eine tragfähige Beziehung auf festem Grund aufbauen. Somit stürzte uns diese Hiobsbotschaft nicht in eine auswegslos scheinende Lebenskrise. Sondern wir haben uns diesem neuen Weg, dieser neuen Herausforderung gestellt.
Unsere Motivation ist es, alleingelassenen Kindern eine Chance zu geben, in einer Familie aufzuwachsen. Wir möchten Kinder nicht aus Mitleid adoptieren, sondern aus der festen Überzeugung, dass es in dieser Welt zu viele verlassene und benachteiligte Kinder gibt. Kinder, welche von ihrer Herkunftsfamilie aus den verschiedensten Gründen nicht getragen werden können und ihr Gedeihen im Herkunftsmilieu gefährdet ist. Wir wollen Kindern sichere Entwicklungsperspektiven mit all ihren Anforderungen im geschützten Rahmen einer Familie geben.
Wie läufts nun in unserem Adoptionsverfahren?
Im Februar 2007 haben wir beim Amt für Soziales in St. Gallen den Antrag für die Aufnahme von Adoptivkindern gestellt. Im Juni dann wurde dieser Antrag genehmigt. Wir haben uns sehr gefreut, dass dies so ausserordentlich schnell geklappt hat. Somit war die erste Hürde geschafft … aber es sollten noch weitere Folgen, die sich da nennen „Wartezeit“, „Ungewissheit“, „Distanz“, „Sprache“ usw.
Als nächstes mussten wir uns mit einer Vermittlungsstelle in Verbindung setzen. Es ist dies das BGA Bureau Genevois d’Adoption in Genf. Diese sind für die Koordination des Adoptionsprozesses zwischen dem Land der zukünftigen Adoptiveltern und dem Herkunftsland des Kindes zuständig.
Um Kinder adoptieren zu können müssen die Adoptiveltern gewisse Kriterien erfüllen. Physische und psychische Gesundheit sind Voraussetzung, das soziale Umfeld, Beziehung zu Eltern und Freunden müssen stimmen, die finanzielle Unabhängigkeit muss gewährleistet sein und noch vieles mehr. Da ich (Francois) aber seit 2003 die Diagnose MS habe, mussten wir, bevor wir auf offiziellem Weg in Kolumbien den Adoptionsantrag stellen konnten, vorabklären, „ob wir es überhaupt versuchen sollen“ … Dies obwohl alle Kriterien in der Schweiz bereits geprüft wurden und wir die Genehmigung für die Adoption von Kindern erhalten haben. Im September 2007 haben wir also die Arztberichte und das psychologisches Gutachten ins Spansiche übersetzen lassen und dies nach Kolumbien geschickt. Für uns hiess es nun abwarten und hoffen …
Einige Wochen haben wir nichts mehr gehört, weder von der Vermittlungsstelle, noch von Kolumbien. Nach einigem Nachfragen bekamen wir dann die Nachricht von der kolumbianischen Korrespondentin, dass es für uns „nicht gut aussehe“; das war dann sozusagen „unser Weihnachtsgeschenk“ 🙁
Apropos Weihnachten, machen wir mal einen kurzen Ausflug 🙂
Uns ist es wichtig, dass wir das Land, die Leute, die Kultur und die Sprache unseres Adoptivkindes kennen lernen können. Deswegen und weil wir die lange Wartezeit sinnvoll nutzen möchten, haben wir uns entschieden einen Sozialeinsatz in Kolumbien zu machen. Weiteres zu diesem Projekt findet ihr in der Kategorie „Kolumbien“.
Zurück zum Thema
Im Januar 2008 haben wir beim BGA wieder mal nachgefragt, ob diese zwischenzeitlich etwas vom ICBF (staatliches Sozialamt) in Kolumbien gehört haben. Abermals nach einigen Tagen haben wir die Antwort erhalten, dass aufgrund von Ferien einzelner Beamter und der Feiertage sich unsere Anfrage ein klein wenig zögerlich bearbeiten liess. Auf jeden Fall haben wir die super Nachricht erhalten, dass wir unser Elterndossier einreichen dürfen.
Das Elterndossier ist eine Mappe, die alle nötigen Dokumente beinhaltet, die das ICBF in Kolumbien benötigt, um zu entscheiden, ob wir aus ihrer Sicht ein Kind adoptieren dürfen. Das Elterndossier umfasst rund 20 Dokumente. Einige seien hier genannt: Anmeldeformular ICBF, Sozialbericht, Arzberichte, psychologisches Gutachten, Strafregisterauszüge, Wohnsitzbescheinigung, internationaler Eheschein, Bescheinigungen über die wirtschafltiche Leistungsfähigkeit, Empfehlungsschreiben, Photodokumentation, ein Motivationsbrief fürs ICBF am besten gleich in spanisch usw. Alles muss amtlich beblaubigt, mit einer Apostille (Siegel) versehen und in dreifacher Ausführung der Vermittlungsstelle überreicht werden.
Das Elterndossier ist nun fast komplett und wir stehen kurz davor, dieses ans BGA zu schicken. Die Vermittlungsstelle muss dann alle Unterlagen prüfen und schickt diese weiter … ab diesem Zeitpunkt dauert es in der Regel zwei bis drei Jahre, bis wir einen Vorschlag für ein Kind aus Kolumbein erhalten. Wir hoffen in freudiger Erwartung …